Hospiz macht Schule

30.03.2025

Hos­piz macht Schu­le

Pro­jekt­wo­che mit Hos­piz-Mit­ar­bei­tern in der Ernst-Reu­ter-Schu­le

Eine Woche lang beschäf­tig­ten sich 35 Dritt­kläss­ler der Neu-Eichen­ber­ger Ernst-Reu­ter-Schu­le mit dem The­ma Tod und Trau­er. Beglei­tet wur­den sie wäh­rend des Pro­jekts „Hos­piz macht Schu­le“ von ehren­amt­li­chen Hos­piz­mit­ar­bei­tern.

Prä­sen­tie­ren ihre in der Pro­jekt­wo­che erstell­ten Wer­ke: die Dritt­kläss­ler der Ernst-Reu­ter-Schu­le mit den Team­ern und ihren Leh­re­rin­nen.
© Foto: Nico­le Dem­mer

Neu-Eichen­berg — In der Biblio­thek der Ernst-Reu­ter-Schu­le in Neu-Eichen­berg herrscht gespann­te Stil­le. 35 Kin­der der bei­den drit­ten Klas­sen schau­en sich inter­es­siert eine Sequenz der Kin­der­sen­dung „Wil­li will’s wis­sen“ zu „Tod und Trau­er“ an. Ein ganz beson­de­res The­ma, das die Jun­gen und Mäd­chen seit Mon­tag beschäf­tigt hat. Die gan­ze Woche über hat­ten sie elf Ehren­amt­li­che aus der Hos­piz­ar­beit für das Pro­jekt „Hos­piz macht Schu­le“ zu Gast.

Und genau das, was Wil­li im Fern­se­hen erklärt bekommt, machen die Kin­der im Anschluss an den Film auch: Sie set­zen Boh­nen­ran­ken in von ihnen bemal­te Blu­men­töp­fe, um die sie sich eben­so küm­mern sol­len, wie man sich um Trau­ern­de küm­mert.

Das ist nur eines von vie­len Aktio­nen, mit denen den Schü­lern das The­ma näher gebracht wird. So haben die Kin­der unter ande­rem zum Mot­to „Wer­den und Ver­än­dern“ alte Bil­der von sich mit­ge­bracht und auf­ge­klebt. „Sie ler­nen, dass Leben ein­fach Ver­än­de­rung bringt“, sagt Teame­rin Mar­tha Zim­mer­mann. Und so ganz neben­bei auch, dass es frü­her mal Schwarz-Weiß-Foto­gra­fie gab. Denn auch die Ehren­amt­li­chen vom Hos­piz­dienst brin­gen Bil­der mit.

Obwohl das The­ma an sich ernst ist, sind sich Lenya und Jara, bei­de neun Jah­re alt, einig: „Es macht Spaß.“ „Wir haben auf­ge­schrie­ben, was wir den­ken, was nach dem Tod kommt“, berich­tet Lenya und ist sich sicher: „Wie­der­ge­burt“. „Wir haben auch einen Film über einen toten Men­schen geschaut und ein Dok­tor und ein Bestat­ter waren da“, sagt Jara. Das The­ma an sich ist schon wich­tig, den­ken bei­de. Denn „es gehört zum Leben dazu“, erklärt Lenya.

Ver­mit­telt wur­de das Pro­jekt durch die Schul­so­zi­al­ar­bei­te­rin Ange­la Stark, berich­tet Michae­la Aspe­si, wie Maria Ritt­mül­ler Klas­sen­leh­re­rin einer drit­ten Klas­se. „Ich bin total begeis­tert“, beschreibt sie ihren Ein­druck. Es sei ein guter Wech­sel zwi­schen ruhi­ger Arbeit und Bewe­gung. So hät­ten die Kin­der zum Bei­spiel 45 Minu­ten lang an einem Gesprächs­kreis mit dem Bestat­ter teil­ge­nom­men und sich gut betei­ligt.

„Es ist total schön, die Kin­der auch mal außer­halb des Unter­richts ken­nen­zu­ler­nen“, sagt Ritt­mül­ler. Und: Vie­le wür­den bewusst oder unbe­wusst von ihren Eltern vor nega­ti­ven Erfah­run­gen geschützt. Für Kin­der sei es jedoch wich­tig, dass sie das The­ma ken­nen­ler­nen, da eine gro­ße Unsi­cher­heit herr­sche. Wich­tig ist den Team­ern, Sach­in­for­ma­tio­nen wert­frei zum Bei­spiel von reli­giö­sen Ansich­ten zu ver­mit­teln. „Wir wol­len die Kin­der zum Reden brin­gen“, sagt Mar­tha Zim­mer­mann und Tan­ja Schul­ze ergänzt, nach dem Film habe ein Kind gesagt, dass es jetzt kei­ne Angst mehr habe. Wäh­rend der Woche wird nicht nur der Tod behan­delt, son­dern zum Bei­spiel auch, wann man trau­rig ist.

Vie­le Kin­der sind mit dem The­ma Tod und Trau­er bereits in Berüh­rung gekom­men. Das bekom­men die Leh­re­rin­nen auch mit, im nor­ma­len All­tag feh­le jedoch der Raum, sich rich­tig um das betrof­fe­ne Kind zu küm­mern, sagt Ritt­mül­ler. Und Zim­mer­mann ergänzt, dass das Pro­jekt des­halb eine gan­ze Woche daue­re. „Das geht nicht in zwei Stun­den.“ Zudem hät­ten die Team­er Schwei­ge­pflicht, auch den Eltern gegen­über. Das Pro­jekt ände­re auch die Klas­sen­ver­bän­de. Kin­der, die nor­ma­ler­wei­se etwa abseits stün­den, sei­en hier voll inte­griert. (Nico­le Dem­mer)

Quel­le: HNA (Wit­zen­häu­ser-All­ge­mei­ne vom 30.03.2025)
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